Youtube-Logo mit integriertem RSS-Icon

Einen Podcast per RSS in Youtube integrieren

Seit November 2023 kann man seinen Podcast per RSS zu Youtube hinzufügen. Youtube versuchte zuvor schon länger, sich als weiteren Ausspielweg für Podcasts zu etablieren. Das unternehmerische Ziel dürfte sein, mehr Menschen auf der Plattform zu halten und über das Podcasting eine größere Zahl an Creators an Youtube zu binden. Nämlich jene, denen die Produktion von Video-Inhalten zu aufwändig ist. Wie Dein Podcast zu Youtube kommt und wie sinnvoll das aus meiner Sicht ist, zeige ich in diesem Tutorial. Dabei gehe ich davon aus, dass du bereits einen Podcast mit RSS-Feed sowie einen Kanal bei Youtube hast.

So geht’s:

Podcasts gibt es schon eine ganze Weile auf Youtube. Allerdings war das bisher das, was man als „Playlist“ kannte. Man musste neue Episoden immer etwas umständlich hinzufügen. Jetzt geht das automatisch: Um deinen Podcast von Youtube impotieren zu lassen, rufst du zunächst studio.youtube.com auf und klickst oben rechts auf „Erstellen“ und dort auf „Neuer Podcast“.

Dann geht eine Art Fenster auf, in dem zu auswählen kannst, ob du weiterhin manuell Episoden hinzufügen oder den automatischen Import nutzen möchtest. Den Punkt „Neuen Podcast erstellen“ kannst du in jedem Fall ignorieren, weil du schon einen Podcast hast und die nötigen Informationen ebenfalls über den RSS-Feed importiert werden.

Kopiere nun deinen RSS-Feed aus deinem Blog und trage ihn im nächsten Fenster ein. Das habe ich hier einmal für das Podjournal übernommen. Youtube weist dabei noch einmal prominent auf die Bedingungen hin: In dem Feed dürfen keine Werbespots enthalten sein, mutmaßlich weil Youtube daran nichts verdient und die perspektivisch gern selbst einbauen möchte. Sponsorings oder bezahlte Empfehlungen sind aber erlaubt.

Mit einem Klick auf „Weiter“ kommen wir zur Sicherheitsmaßnahme: Nicht jeder Hans und Franz soll irgendeinen Podcast zu Youtube hinzufügen dürfen, sondern der bzw. die Besitzer*in soll selbst entscheiden, ob der Podcast auf Youtube stattfinden soll. Deshalb wird ein Code an die im RSS-Feed hinterlegte Email-Adresse geschickt. Ein weiterer Grund, warum es sinnvoll ist, im Feed eine funktionierende Email-Adresse zu hinterlegen. Du klickst auf „Code senden“, wenige Sekunden später kommt eine Email mit dem Code, den trägst du in das entsprechende Feld ein und bist schon fast fertig.

Denn es gilt noch eine Entscheidung zu treffen: Sollen alle Episoden im Feed hoch geladen werden, alle ab einem bestimmten Datum oder nur neue Episoden?

Diese Entscheidung ist einigermaßen weitreichend: Youtube hostet die Episoden selbst, kodiert das Audio neu und erstellt daraus gewissermaßen ein Video – letztlich ist das aber auch nur das Podcastlogo als Standbild. Das bedeutet in erster Linie, dass es eine ganze Weile dauern kann, bis alle deine Episoden importiert und bearbeitet sind.

Für Jörn Schaars feinen Podcast habe ich bereits eine Playlist mit Podcastepisoden angelegt, die von Auphonic zu Youtube exportiert werden. Um den RSS-Import von Youtube zu nutzen, ist es in meinen Augen einigermaßen sinnlos, die 409 Episoden zu importieren. Deswegen würde ich hier „Alle Folgen hochladen, die veröffentlicht wurden seit“ anklicken. Alternativ kannst du dich auch entscheiden, keine alten Episoden importieren zu lassen. Das spart Zeit und gibt dir die Option, offensiv auf dein Podcast-Blog zu verweisen, wenn sich jemand für alte Episoden interessiert. Wie gut das dann funktioniert, kann ich nicht einschätzen.

Enthält dein Podcast Sponsor-Hinweise oder bezahlte Empfehlungen, musst du nach den Youtube-Richtlinien und den Medienstaatsverträgen der Länder darauf hinweisen. Das geht mit dem Dropdown-Menü „Bezahlte Werbung“:

Hier legst du also eine Standardeinstellung für alle Episoden deines Podcasts fest. Es ist sinnvoll, diesen Haken nur dann zu setzen, wenn jede oder zumindest der überwiegende Teil deiner Episoden Sponsorings enthält. Trifft das nur auf einzelne Episoden zu, ist es einfacher, den Haken für jede betreffende Episode einzeln zu setzen. Andererseits habe ich in meinem Test nicht gesehen, was für Auswirkungen dieser Haken auf das jeweilige Video haben soll, er befreit dich also nicht von einem Hinweis an dein Publikum.

Hast du die Einstellungen alle erledigt, braucht Youtube eine Weile, um sich die Episoden aus dem RSS-Feed zu holen und sie für die eigenen Standards zu überarbeiten. Im Fall des Podjournals mit Stand Ende November 13 Episoden mit 5-13 Minuten Länge hat das etwa 20 Minuten gedauert. Danach bekommst du eine Mail an deine bei Google hinterlegte Adresse, wonach der Podcast bereit zur Veröffentlichung ist.

Denn standardmäßig werden neue Podcasts zunächst als privat gelistet, damit du selbst noch ein paar Sachen prüfen oder zum Beispiel ein Transkript hochladen kann. Mit einem Klick kannst du schließlich alle Episoden veröffentlichen, neue Episoden werden dann automatisch publiziert.

Was bringt das jetzt?

Der RSS-Import bringt in erster Linie weniger Arbeit für dich. Du musst eine neue Episode mit ihren Shownotes nicht mehr selbst bei Youtube hochladen. Gleichzeitig finde ich, dass diese Funktion aber mehr Arbeit bedeuten kann. Allein schon, weil Youtube sich zum Beispiel die Transkription einer Episode nicht aus dem RSS-Feed holt, sondern auch die lieber automatisch erzeugt. Dabei werden manche Wörter bestenfalls mangelhaft erkannt, das finde ich ziemlich unschön. Zumal ich für das Podjournal und Jörn Schaars feinen Podcast sehr sorgfältige Transkriptionen erstelle: Die automatische Erkennung von Auphonic überarbeite ich immer noch einmal und korrigiere Fehler in der Erkennung per Hand. Das ist mitunter langwierig und nervig, weil manche Passagen so derartig falsch erkannt werden, dass ich die Stelle noch einmal anhören muss, um die Transkription überarbeiten zu können. Wenn ich mir diese Arbeit schon mache, damit die Episoden barriereärmer werden, dann möchte ich die Früchte dieser Arbeit bitte auch überall sehen. Also muss ich die Episode auf Youtube wieder anfassen und das Transkript per Hand hochladen.

Abgesehen davon finde ich es schade, dass Youtube hier nur das Podcastlogo als Standbild nutzt und noch nicht einmal eine Wellenform hinterlegt. Das ist schade und wurde, zumindest in der Vergangenheit, von deren eigenem Algorithmus nicht besonders goutiert. Das ist übrigens der Grund, weswegen Auphonic eine Wellenform in die Videos von Podcastepisoden hineinrendert.

Fazit

Was mich an der Podcast-Integration von Youtube stört: Youtube hostet selbst und hat entsprechend auch die Statistiken in der Hand. Diese bieten, ähnlich wie bei Spotify, sehr tiefe Einblicke ins Hörverhalten des Publikums, man hat dadurch aber die Abrufzahlen einer Episode nicht mehr an einer Stelle versammelt. Insgesamt finde ich, dass Youtube einige spannende Features von Podcasting liegen lässt: Kapitelmarken und -bilder werden ebenso wenig aus dem Feed übernommen, wie Transkriptionen, und das Ergebnis ist maximal langweilig.

Ich persönlich halte es entsprechend für nicht notwendig, einen Podcast auch über Youtube auszuspielen. Schon gar nicht sollte Youtube der einzige Distributionskanal sein. Vielleicht bin ich aber auch einfach zu sehr alter, weißer Mann, als dass ich erkennen könnte, dass Youtube sich sehr wohl zum Konsum für Podcasts eignen.

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